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Pop-up-Power für lokale Händler

Leere Ladenflächen, verändertes Konsumverhalten und die Konkurrenz durch den Online-Handel – der Einzelhandel steckt mitten im Umbruch. Während Online-Anbieter und große Filialisten ihre Marktanteile weiter ausbauen, kämpfen viele kleinere, regional verankerte Händler um Sichtbarkeit und Kundenbindung. Doch genau hier eröffnen Pop-up-Stores neue Perspektiven. Mit vergleichsweise geringen Investitionen ermöglichen sie eine flexible Markterprobung, steigern die Markenbekanntheit und bieten eine direkte Interaktion mit der Zielgruppe.

Warum Pop-up-Konzepte insbesondere in Shoppingcentern ein strategisch kluger Schritt sein können und weshalb es mehr braucht als nur eine temporäre Miniaturausgabe eines klassischen Ladens, erläutert Sascha Storm, Head of Portfoliomanagement & Expansion bei der Seybold GmbH.. Doch wie können Retailer gezielt gegensteuern, um die Effizienz zu steigern und dabei spürbare Einsparungen zu erzielen?

Retail Apocalypse auch in Europa spürbar

Der Wandel, der sich im Einzelhandel abspielt, ist bereits seit Jahren unübersehbar: Lokale Einzelhändler kämpfen zunehmend darum, sich gegen den wachsenden Online-Handel und große Filialisten zu behaupten. Wer das nicht schafft, verschwindet langsam aber sicher vom Markt. Besonders der hohe Kosten- und Wettbewerbsdruck sowie veränderte Konsumgewohnheiten setzen kleinere Retailer daher massiv unter Druck. Hinzu kommt das Phänomen der Retail Apocalypse, das in den USA bereits drastische Auswirkungen zeigt und zunehmend auch in Europa spürbar wird. Es verdeutlicht, dass traditionelle Händler ohne Innovationen und flexible Konzepte an Bedeutung verlieren. Viele Einzelhändler fühlen sich in dieser Situation machtlos und sehen keine realistische Chance, sich zu behaupten. Doch genau hier öffnet sich eine neue Tür.

Geringe Investition – hohe Sichtbarkeit

Die Rede ist von Pop-up-Stores. Diese bieten kleineren Einzelhändlern eine kosteneffiziente Möglichkeit, in hochfrequentierten Lagen präsent zu sein – ohne die finanziellen Risiken langfristiger Mietverträge. Dank flexibler Laufzeiten und oft maßgeschneiderter Konditionen können Pop-ups kurzfristig eröffnet und ebenso schnell wieder geschlossen werden, was sie zu einer idealen Strategie für innovative Retail-Konzepte macht.

Auch Studien, unter anderem von PwC, Nielsen und weiteren Marktforschungsinstituten, zeigen, dass Pop-up-Stores nicht nur eine effektive Strategie zur Steigerung der Markenbekanntheit sind, sondern auch ein wertvolles Instrument, um neue Märkte zu erschließen und direktes Kundenfeedback zu gewinnen.

Shoppingcenter als Sprungbrett

Besonders in Shoppingcentern eröffnen sich vielversprechende Chancen für dieses Konzept. Im Durchschnitt bleiben laut Savills Research rund zwölf Prozent der Flächen ungenutzt. Pop-up-Stores bieten hierfür eine attraktive Lösung: Sie überbrücken temporäre Leerstände, beleben das Einkaufserlebnis und bringen neue Impulse in den Handel. Gleichzeitig profitieren Einzelhändler von der hohen Besucherfrequenz, einer professionellen Infrastruktur und der Möglichkeit, neue Märkte zu testen – ohne langfristige Verpflichtungen oder hohe Fixkosten.

Dank bestehender Ladenstrukturen lässt sich ein Pop-up-Store oft schnell und unkompliziert umsetzen. Und mehr noch: Ein erfolgreich etabliertes Konzept kann nicht selten zu einer Verlängerung des Mietvertrags oder sogar zur dauerhaften Übernahme einer Fläche führen. Einkaufszentren zeigen sich zunehmend offen für innovative Ideen und regionale Anbieter, um ihr Angebot abwechslungsreicher zu gestalten und neue Kundengruppen anzusprechen. Gerade für kleinere Retailer kann dies eine wertvolle Wachstumsstrategie sein.

Dass dieses Konzept in der Praxis funktioniert, beweisen zahlreiche Erfolgsbeispiele: Der Stuttgarter Einzelhändler Korbmayer sorgte mit seinem ersten Pop-up-Store im Breuningerland Sindelfingen für Aufmerksamkeit. Das Mülheimer Unternehmen Estatira nutzte das Modell für einen temporären Store im Centro Oberhausen, und der Münchner Buchhandelsfilialist Hugendubel zog mit einem Pop-up in die Pasing Arcaden. Die Liste erfolgreicher Pop-up-Stores wächst stetig – ein klares Zeichen der Zeit.

Miniaturversion eines klassischen Shops reicht nicht

Damit ein Pop-up-Store seine volle Wirkung entfalten kann, braucht es mehr als nur Regale voller Produkte – er muss ein Erlebnis bieten. Kunden erwarten heute mehr als eine temporäre Miniaturversion eines klassischen Ladens. Wer Aufmerksamkeit generieren und im Gedächtnis bleiben will, muss kreativ werden. Das bedeutet jedoch nicht, dass Retailer große Budgets für aufwendige Installationen benötigen. Oft sind es kleine, durchdachte Details, die einen Pop-up-Store einzigartig machen. Ob Fotowände mit kreativen Hintergründen, Live-Verpackungsstationen, an denen Kunden ihr Produkt personalisieren können, Workshops, Upcycling- oder Recycling-Ecken, Community-Events oder kleine Verkostungen: all das schafft ein besonderes Einkaufserlebnis ohne hohe Investitionen.

Letztendlich geht es nicht um den finanziellen Aufwand, sondern um kreative Ideen, die die Kunden aktiv einbinden. Wer seinen Pop-up-Store mit besonderen Erlebnissen füllt – sei es durch persönliche Beratung, kleine Events oder interaktive Elemente – bleibt nicht nur im Gedächtnis, sondern erhöht auch die Chance auf nachhaltigen Erfolg.